Die Bauvorbesprechung

 15.2.2021. Es ist immer noch frostig. Die wildeste Zeit mit über Minus 10 Grad ist zwar vermutlich für diesen Winter vorbei, aber die Baufirma wird trotzdem erst nächste Woche mit dem Baggern beginnen. Es geht lohossss, es geht lohoss! Den Baustrom haben wir gestern bekommen. Sehr stolzer Preis! Wahnsinn. 3700 Euro! Unglaublich, nur für die Errichtung. 

Es ist überhaupt unglaublich welche und wie viele Nebenkosten bei so einem Grundstückkauf und Bau anfallen. 

Da wir noch nicht "live" sind, kann ich noch ein bisschen in Erinnerungen der letzten 4 Monate schwelgen. 

Denn, was sehr erstaunlich ist. Vor circa 4 Monaten haben wir uns von unserem Architekten getrennt und nächste Woche geht es los mit dem Bau. Da waren wir wirklich sehr schnell. Und wir haben praktisch alles schon gekauft, was wir brauchen. Also von den Fenstern über Türen, Installationsmaterial, Öfen, Boden und Möbel. Bis auf ein paar Kleinigkeiten ist alles finanztechnisch erledigt. Das tut richtig gut. 

Auch für die Betonarbeiten und das Haus haben wir Pauschalen ausgemacht, da rauscht also nichts Großartiges mehr herein.

Also zurück zur Entwicklung unseres Hauses: 

Beim Radln und Wandern sammelten wir so viele Eindrücke und Ideen, wir machten viele Fotos und mehr und mehr formierte sich das Bild unseres Hauses. 

Wir wussten nun zum Beispiel, dass wir die Holzschalung quer haben wollten, 8 cm breite Lärchenlatten mit 1,2 cm Schattenfuge. Wir waren uns einig, dass das Holz unbehandelt bleiben würde. "Nach 30 Jahren darf es zusammenfallen" war unser geflügeltes Wort. Wir möchten einfach keine Arbeit, bzw. keine unnötige Arbeit mehr haben. Wir werden in Kürze in Rente gehen, möchten dann reisen, Sport machen und gemütlich wohnen. 

Ich denke, das ist sehr wichtig, dass man sich das immer wieder herholt wofür man baut und was man damit will. Natürlich ist die Versuchung groß, sich immer wieder zu verlaufen und alles besser, schöner, professioneller zu machen. 

Wir wollen bei dem was wir machen, höchste Qualität, höchste Individualität und damit "unseres". 

Unser Entwurf war also bei der Gemeinde. Gleich schicke ich voraus, dass es keinen Bebauungsplan gibt. Das bedeutet, dass es keinerlei Beschränkung gibt wie man baut. Das einzige ist, dass man das Landesgesetz einhalten muss. Das bedeutet zum Nachbarn 3 Meter Abstand, wenn es bewohnte Räume sind. (Leider steht das Haus unseres Nachbarn direkt an unserer Grenze. Das hat nie wer beanstandet...)

Von der Gemeinde hörten wir dann aber, dass das Haus zu nieder (?????) wäre und könnten wir nicht ein bisschen höher bauen? :-))) Beim Verkäufer hatten wir versprochen ebenerdig zu bleiben, da die Nachbarn auch die Berge sehen wollten. Weiter wurde das Pultdach bekrittelt (????)... so ein Satteldach ist schon viel schöner... und das Gründach :-)))) 

Ok. auf in den Kampf. Ich machte mich fit für die Bauvorbesprechung  bei der Gemeinde, die in Oberösterreich praktisch verbindlich ist. Ich las jedes Urteil zu Bauentscheidungen, erkundigte mich bei der Landesbehörde, listete alle nicht geahndeten Baufehler in der betreffenden Gemeinde auf, sammelte Beispiele für Pultdächer in der Gemeinde und so weiter. 

Mein Mann und ich waren sich einig, dass wir keinen Millimeter von unserem Plan abweichen wollten, außer wir hätten uns bei Grundgrenzen etc. "vertan". 

Klar war uns, dass unser improvisierter Plan kein Bild vermitteln könne, von dem wie unser Haus einmal aussehen solle. 

Also muss "Picass(a)" ans Werk. Ich schnappte mir Wasserfarben und einen Zeichenblock und los ging`s. 

Ich malte ein künstlerisches Bild von der Vorderansicht und der Hinteransicht. Wir wollten zu unserem Gemeindetermin einfach was mithaben, was ein bisschen Spezieller ist. 

    

Das Wohnhaus sieht ziemlich genau so aus
 

 

Das ist die Version, die jetzt gebaut wird, mit Carport auf der Seite, Werkstatt und 
Schuppen in der gleichen Ausführung wie das Wohnhaus. 
Der Gang wird auch begrünt und auf einer Seite verschalt. 


Mit großem Herzklopfen und noch größerer Kampflust traten wir dann den Termin an. Wir mussten 1,5 Stunden vor einem sogenannten Raumplaner, der als externer Berater eingeladen war, und dem Bürgermeister unser Werk verteidigen. Der junge, neue Bürgermeister war sogleich angetan, als wir meine Gemälde auf den Tisch legten. Er unterstützte uns dann sehr gegen so wahnwitzige Aussagen des Raumplaners, die mir fast den Kragen platzen ließen. 

Darüber muss ich kurz was sagen. Er begann sofort an unserem Plan herumzumäkeln, fragte keine einzige Frage, sondern textete vor sich hin, wie schrecklich der Plan sei, dass es ja ein homogenes Ortsbild gäbe usw... Den Boden aus dem Fass schlugen dann 2 Dinge: Er meinte, warum wir nicht einen netten Bungalow mit Satteldach und Vorgarten wie in den 70ern bauten, und er hätte sich da schon was überlegt. Er legte uns eine Skizze auf den Tisch, die er selbst erstellt hatte. Wir waren komplett fassungslos. Die Zeichnung legten wir einfach auf die Seite und, obwohl es anders ausgemacht war mit meinem Schatz, konnte ich mich nicht mehr halten. Ich musste ihn fragen, ob er je auf dem Grund gestanden wäre, ob er wisse, dass es keinen Bebauungsplan gäbe und ob er schon gecheckt habe, dass wir bereits im 21 Jahrhundert wären und wir auf den Mars reisen. Am Liebsten hätte ich ihm etwas hinüber geschmissen. Der Bürgermeister kalmierte dann und meinte, wir können ja nichts dafür, dass wir in einer moderneren Zeit angelangt sind, in der ein Pultdach durchaus üblich sei. 

Lange Rede kurzer Sinn, wir marschierten aus der Vorbesprechung, die genau so endete, wie wir uns das vorgenommen hatten und alles wurde positiv angenommen. Wir wären allerdings wirklich gut gewappnet gewesen mit OGH Urteilen und so weiter. 

Nun konnten wir also mit unserem Hausbaupartner endlich den Einreichplan besprechen. 

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