Not macht erfinderisch
Da waren wir nun. Ohne professionelle Unterstützung, mit einer langen Liste an Ideen und einer, inzwischen recht konkreten, Idee.
Auch einen Geometer hatten wir bereits beauftragt und den Geländeplan. Dieser barg einiges an Überraschungen, weil wir immer ein "recht ebenes" Grundstück gesehen hatten. Der Plan verriet die Wirklichkeit. Von der Strasse bis zum südlichen Ende stieg der Grund beinahe 2 Meter.
Der Architekt, von dem wir uns getrennt hatten, hinterließ eine Skizze, die zwar völlig unbrauchbar, aber doch als erster Entwurf für reine Kosteneinschätzung, dienen sollte.
Wir hatten diesen Entwurf auch an mehrere Firmen geschickt. Die ersten Reaktionen auf den Entwurf, waren derartig über unser Budget hinausgeschossen, dass ich langsam begann mir Sorgen zu machen, ob unser Traumhaus finanzierbar wäre.
Das absolut Gute in unserem Projekt ist, dass wenn wir auf Schwierigkeiten stoßen, dann ziehen wir uns die Gehschuhe an und diskutieren alles intensiv durch. Schnell war klar, dass der Entwurf des Architekten zwar sehr genial ist, aber für uns in +20 Jahren absolut unpraktisch und nicht zu bewältigen. Unser Anspruch ist immerhin ein altersgerechter Bungalow ohne großem Schnickschnack.
Wir kamen zu der Erkenntnis, dass wir uns wohl selber um die Umsetzung kümmern würden müssen.
Damit wir zumindest eine Übersicht über die Aufteilung unseres Hauses bei den Fachbetrieben hätten, setzte ich mich eine Nacht lang hin und begann zu zeichnen.
Ich arbeitete nach Maßstab, beachtete in der Phase die örtlichen Gegebenheiten (noch) nicht.
Dieser handgezeichnete Plan hat uns bis zum Einreichplan beste Dienste geleistet und wurde ungefähr 1000x radiert, 4,5 x neu gezeichnet. Immer wieder und wieder ergaben sich im Laufe des Projektes neue Ideen, Verbesserungen, oder einfach Dinge die wir auch haben wollten, wurden eingebaut.
Mit diesem völlig unbrauchbaren Plan nahmen wir unsere ersten Termine war. Wenn ich heute dran denke, muss ich total lachen und bewundere die Firmen, die uns auch noch sehr ernst genommen hatten.
Um uns nicht weiter zu blamieren, gaben wir eine Skizze bei einem freien Zeichner, das war in der Schnelle nur mit Beziehungen möglich, in Auftrag.
Das war cirka Weihnachten 2020. 6 Monate hatten wir bereits "verschwendet", wobei wir das heute auch viel entspannter sehen, da wir diesen Prozess vermutlich gebraucht haben um an unser Wunschhaus zu kommen.
Die Sache mit dem Architekten war extrem nervig, ich brauchte diese Ohrfeige aber, um mich mit der technischen Umsetzung des Hauses zu identifizieren.
Den Vorentwurf des freien Zeichners schickten wir zur Vorbegutachtung an die Gemeinde, allerdings mit dem Zusatz, dass es wirklich nur ein Vorentwurf sei.
Unseren wichtigsten Termin hatten wir auch gemacht. Wir hatten endlich einen Hausbauer gefunden, der mit uns das Abenteuer wagen würde. Von 4 besuchten und mehreren angeschriebenen, bekamen wir in Wahrheit nur 2 Angebote. Wir waren total entsetzt, weil wir, vermutlich wie alle Häuslbauer, gemeit hatten, dass sich alle um uns reißen würden.
Nun. Wir bekamen den Besten. Zumindest passt die Firma sehr gut zu uns. Ein mittelständisches lokales Unternehmen, das sehr innovativ ist und wirklich interessante Projekte umsetzt. Bodenständig, verhandlungsfähig, sehr kooperativ. Wir sind sehr glücklich. Den Vertrag haben wir unterschrieben und das Pflichtenheft ist erstellt.
Die Zimmerei erstellt auch den Einreichplan und koordiniert die Gewerke.
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